Der Ernstfall

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Es wird Zeit, den Ernstfall durchzuspielen. Nicht wenige Zeichen deuten darauf hin, dass er bereits eingetreten ist. Es folgen Szenarien, die sich allesamt als falsch und überzogen herausstellen können. Ich halte es jedoch für sinnvoll, sich ihrer bewusst zu sein und will sie einfach mal erwähnen. Um gewappnet zu sein, falls an ihnen etwas dran ist. Fangen wir gleich an.

Was ist der Ernstfall?

Der Ernstfall für die freie Welt ist, wenn dem mächtigsten Land der freien Welt die freie Welt auf einmal am Arsch vorbei geht – während ein Großteil der freien Welt von diesem mächtigsten Land der Welt militärisch abhängig ist. Der Ernstfall ist, wenn der amerikanische Präsident russische Propaganda verbreitet. Der Ernstfall ist, wenn die USA mit Russland die Ukraine und vielleicht noch weitere Teile Europas unter sich aufteilen wollen. Also wenn die USA die freie Welt verraten. Der Ernstfall ist, wenn der amerikanische Präsident seinen Verbündeten mit gewaltsamer Annektierung von Territorium droht – und gleichzeitig dem Feind der freien Welt – Russland – die Hand reicht. Der Ernstfall ist, wenn die Regierung der USA mit Russland gemeinsame Sache macht – gegen die Grundwerte der freien Welt. Der Ernstfall ist, wenn im Weißen Haus ein Mensch regiert, dessen Hauptantrieb nicht die Liebe zur freien Welt ist, sondern der Hass auf seine Gegner und die Liebe nur zu sich selbst maximal zu seinen Unterstützern.

Ein neuer Sheriff in der Stadt

Auf den ersten Blick scheint die Sache ausweglos zu sein: Europa hat seine Hausaufgaben jahrzehntelang nicht gemacht. Europa hat seine Sicherheit an die USA ausgelagert. Europa hat Moralweltmeister gespielt, aber sein Militär, seine Wirtschaft und die Stärke seiner Gesellschaft vernachlässigt. Jetzt ist „ein neuer Sheriff in der Stadt“. Er sitzt im Weißen Haus. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es, Verbündete zu erpressen und den starken Mann zu markieren. Kann Europa sich ohne US-Unterstützung gegen Russland behaupten? Was wird Trump Russland alles von der Ukraine und Europa schenken bzw. anbieten – ungefragt natürlich – , damit er als großer Friedensstifter glänzen kann? Wird er den Dänen sagen, dass sie sich aussuchen können, ob Russland oder die USA Grönland besetzen? Wird er das Baltikum an Russland versprechen? Schließlich gibt es da keine relevanten Bodenschätze. Hat Trump alle Joker in der Hand, weil er eben der Präsident der USA ist und die Europäer blöde sind? Kann er tun, was er will? Jein. Ja, er kann tun, was er will. Nein, sein Tun hat Konsequenzen.

Europas Optionen

Wenn sich die oben beschriebene Lage bestätigt, steht es Europa natürlich frei, seine Schlüsse zu ziehen. Europa hat viele Optionen, von denen manche besser und manche schlechter sind:

  • Europa könnte weiter machen wie bisher: nicht selbst für seine Sicherheit sorgen, irreguläre Massenimmigration befeuern, seine Wirtschaft schwächen – und hoffen, dass weder Putin noch Trump das ausnutzen. Es könnte hoffen, dass die AfD und Co. sich von selbst wieder auflösen. Diese Option ist leider nicht unwahrscheinlich, wobei die Hoffnungen Illusion sein dürften.
  • Europa könnte, um seine Freiheit und Souveränität zu bewahren, eine radikale Kehrtwende in Richtung Selbststärkung vollziehen: Militärisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich. Dazu könnte es verstärkt mit jenen Ländern der freien Welt kooperieren, die ebenfalls von Trump erpresst werden. Wenn in Bündnissen wichtige Player ausfallen oder zur Gegenseite wechseln, muss dies nicht bedeuten, dass die übrigen Player mitgerissen werden. Sie können neue Bündnisse ohne diese Player schließen. Übrigens kann Europa natürlich auch die amerikanische Opposition unterstützen. Schließlich ist eine Amerika eine Demokratie und J.D. Vance ist ihr Verfechter. Die Option der Selbststärkung mit Bündnissen ist mein Favorit.
  • Wenn Trump mit Russland gegen Europa gemeinsame Sache macht, hat Europa natürlich auch die Möglichkeit, mit China gemeinsame Sache zu machen, um seine Position zu stärken und jene der USA zu schwächen. Man könnte China auch durch andere Mächte ersetzen oder ergänzen. Als Unterstützer der freien Welt halte ich diese Option für fatal und nicht wünschenswert, zumal Taiwan Teil der freien Welt ist und von China bedroht wird. Die Option liegt aber aus geopolitischer Sicht genauso auf dem Tisch, wie Trump es aktuell mit Russland handzuhaben scheint. Diese Option verdeutlicht meines Erachtens die Destruktivität des Trumpschen Ansatzes. Sie wird umso wahrscheinlicher, je sturer Trump ist und je mehr Europa in Bedrängnis gerät.

Wir werden sehen, wie es ausgeht. In jedem Fall muss man Trump Paroli bieten, wenn man nicht untergebuttert werden will. Dazu braucht man eine gewisse Stärke und Entschlossenheit. Genau wie bei Putin.

Ich wünsche uns Europäern viel Erfolg dabei, unsere Freiheit zu bewahren mit allem, was dazu gehört und dabei nicht unsere Liebe zu den USA zu verlieren. Vielleicht wird es irgendwann wieder jemand Vernünftigen im Weißen Haus geben.

Beitragsbild: © Arne Kruse


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