Was Dich mit anderen Menschen verbindet, sind diese drei Dinge: Du wurdest als Mensch geboren. Du lebst eine Weile. Dann stirbst Du. Nichts ist sicherer, als das. So ergeht es allen. Doch wer oder was warst Du vor Deiner Geburt? Und was passiert nach Deinem Tod? Das sind tiefgründige Fragen. Ich werde sie nicht beantworten. Stattdessen stelle ich weitere Fragen. Die werde ich dann so beantworten, wie es mir passend erscheint. Das könnte motivierend sein – oder verstörend. Viel Spaß beim Lesen!
Was ist die Natur der menschlichen Existenz?
Für die Dauer Deines Lebens besitzt Du einen menschlichen Körper. Du hast ihn nicht geliehen. Das würde ja bedeuten, er gehört jemand anderem, von dem Du ihn ausleihst. Nein, Du besitzt Deinen Körper. Und zwar genau so lange, wie er am Leben ist. Man könnte auch sagen: Du bist in Deinem Körper. Du erlebst durch ihn. Solange Dein Körper am Leben ist, wachst Du immer wieder in ihm auf. Dein Körper selbst ist erst ein Babykörper, dann ein Kinderkörper, dann ein Heranwachsenden-Körper und schließlich ein Erwachsenen-Körper. Dein Körper verändert sich die ganze Zeit. Er bleibt nicht gleich. Am Ende wird er alt. Er funktioniert schlechter. Irgendwann zerfällt er.
Bist Du Dein Körper?
Das Drama des Menschseins beginnt mit der Vorstellung, dass Du Dein Körper bist. Ich will das mal ganz deutlich formulieren. Wenn Du Dein Körper bist, bedeutet das, dass Du eine Ansammlung von Knochen, Fleisch, Blut, Haut und Schleim bist, die wie durch ein Wunder „lebt“. Wenn Du Dein Körper bist, bedeutet das, dass Du nichts anderes bist. Deine Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen sind dann Konsequenzen von biochemischen Prozessen Deines Körpers. Geht Dein Körper kaputt, gehst Du kaputt. Ist Dein Körper zu klein oder zu groß, hässlich, alt, fehlerhaft, krank, gehandicapt, so bist Du das alles. Denn Du denkst ja: Du = Dein Körper. Dementsprechend dramatisch wird Dein Leben sein – und vor allem Dein Tod.
Was bist Du wirklich?
Eine viel wohltuendere und logischerer Sichtweise ist der Gedanke, dass Du nicht Dein Körper bist. Du hast ihn. Du besitzt ihn, solange Du lebst. Was vorher war, was hinterher ist, kann zunächst offen bleiben. Sicher ist: Du befindest Dich in einem menschlichen Körper für die Dauer Deines Lebens. Was bist Du dann wirklich? Deine Gedanken? Deine Gefühle? Deine Seele? Dein „ich“? Deine Persönlichkeit? Es gibt viele Antworten auf diese Frage. In jedem Fall bist Du nicht Dein Körper. Ein Körper mit Funktionsstörungen macht Dich nicht „weniger“ oder schlechter. Er behindert Dich, ja. Aber Dein Wert als Mensch ändert sich nicht. Ob Dein Körper groß oder klein ist, jung oder alt, straff oder faltig, blass oder farbig, das alles ändert nichts an Dir. Dein Körper macht Dich nicht intelligenter oder liebevoller. Er macht Dich nicht besser oder schlechter. Du bist als Mensch und Person unabhängig von Deinem Körper. Gleichzeitig befindest Du Dich in Deinem Körper. Du musst Dich mit ihm arrangieren, ob Du das willst oder nicht. Du kannst nicht einfach ohne Körper Mensch sein. Du kannst nicht einfach den Körper wechseln. Herumbasteln geht. Aber Körpertausch geht nicht.
Bist Du abhängig von Deinem Körper?
Tatsächlich bist Du in Deinem Erleben und Wirken abhängig von Deinem Körper. Ohne Körper existierst Du nicht – zumindest nicht als Mensch. Während Du vielleicht daran arbeitest, im Leben unabhängiger zu werden, kannst Du eine Abhängigkeit niemals beseitigen: die von Deinem Körper. Wie lange hält er durch? Bis wann schlägt Dein Herz? Wirst Du alt oder haut es Dich vorher raus? Darüber besitzt Du am Ende keine Kontrolle. Von oben betrachtet ist Dein Körper ein komplexes System – und fragil. Viele Kräfte wirken zusammen und müssen zusammenwirken, damit Dein Körper lebt und überlebt.
Was bedeutet das für Dein Leben?
Wenn Du Dir klarmachst, dass Du keine Überlebensgarantie besitzt, kannst Du bewusster und dankbarer leben. Wenn Du Dir bewusst machst, dass Du nicht Dein Körper bist, sondern ihn hast, kannst Du das Leben leichter nehmen. Wenn Du Dir bewusst machst, das Du auf Deinen Körper angewiesen bist, wirst Du ihn pfleglicher behandeln. Wenn Du Dir bewusst machst, dass Du hier nur zu Besuch bist für eine kurze Zeit, dann kannst Du Dein Leben sinnerfüllter und freudvoller gestalten. Vielleicht legst Du mehr Wert auf echte Werte. Werte wie Liebe, Freiheit, Lebensfreude und menschliche Entwicklung.
Ich wünsche Dir viel Spaß dabei, Deine Existenz wertzuschätzen.
Beitragsbild: © Arne Kruse
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