Ein Buch über Freiheit … und was ist mit Corona?

Arne Kruse
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Ich habe ein Buch über Freiheit und Demokratie geschrieben, ohne auf das Thema Corona und Pandemie-Maßnahmen einzugehen. Ich erwähne das nur beiläufig in ein oder zwei Sätzen. Warum?

Weil ich der Meinung bin, dass die Pandemie-Maßnahmen nicht das Gleiche sind, wie freiheitsfeindliche Ideologien à la Nationalismus, Islamismus und Sozialismus.

Der ganze Alltag in freien Gesellschaften ist von Verboten gepflastert

In jeder freien Gesellschaft gibt es natürlicherweise immer wieder drastische Freiheitseinschränkungen. Gründe sind Pandemien, Kriege, Terror, Naturkatastrophen – aber auch ganz profane Dinge. In Deutschland besteht eine Schulpflicht und eine Steuerpflicht. Man darf keine Waffen besitzen (nicht ohne Weiteres), dafür darf auf Autobahnen gerast werden. In den USA, dem Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten, darf nicht gerast werden, obwohl es breite Straßen gibt. Dafür darf jeder Waffen besitzen. Der ganze Alltag in freien Gesellschaften ist von Verboten gepflastert, die eine gesetzliche Grundlage haben. Es gibt Unterschiede, aber Verbote gibt es überall. Logisch, denn die Freiheit des einen endet da, wo die des anderen beginnt. Wo genau ist das? Jede Gesellschaft setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Allen liberalen Rechtsstaaten gemein ist, dass sie dieses Dilemma zu bewältigen haben. Einerseits Freiheit für alle – andererseits Freiheitseinschränkungen für alle – um der Freiheit aller willen. Widerspruch? Nein, das ist kein Widerspruch. Es ist reine Logik und liegt in der Natur der Sache.

Es gibt keine freiheitsfeindliche Ideologie hinter der Corona-Politik

Die Corona-Maßnahmen, so unvernünftig sie auch teilweise waren und sein mögen – ich hielt und halte sie grundsätzlich für sinnvoll – sind kein Angriff auf unsere Freiheit. Es sind einfach nur Versuche (von uns selbst), einer Pandemie Herr zu werden. Alle Staaten sind unterschiedlich damit umgegangen. Demokratien. Diktaturen. Es gibt keine einheitliche Ideologie hinter der Corona-Politik, die freie Gesellschaften nachhaltig abschaffen will. Es gibt nur Politik, die entweder zu lasch oder zu strikt agiert, zu unvernünftig oder zu unverantwortlich, zu ängstlich oder zu bedenkenlos. Diese Konflikte innerhalb von freien Gesellschaften wird es immer geben.

Die wirkliche Gefahr lauert woanders

Eine wirkliche Gefahr für freie Gesellschaften sehe ich hingegen in Ideologien und Bestrebungen, die Freiheit und Demokratie grundsätzlich ablehnen und durch Tyrannei ersetzen wollen. Was bringen mir laxe oder keine Pandemie-Maßnahmen, wenn ich dafür auf politische Freiheit verzichten muss?

Einige Linke und Rechte und die meisten Verschwörungsgläubigen zeigen gerne auf Diktaturen. Sie sagen: „Guckt mal, da darf man als einfacher Bürger viel mehr, als hier und man braucht keinen Angelschein machen“. Sie klagen freie Gesellschaften an (also sich selbst) und sagen: „Diktatur!“. Dabei blenden sie geflissentlich den Preis aus, den sie dafür zahlen müssten, dort zu leben, wo es so viel besser zu sein scheint. Klar, denn sie wollen ihn auch nicht zahlen! Sie bleiben doch lieber in Europa wohnhaft, wo sie eben in Freiheit, Wohlstand und Sicherheit leben können – und wo sie „Diktatur!“ rufen dürfen, ohne eingesperrt zu werden.

Freiheit gibt es nur in freien Gesellschaften

Ich verstehe das! Es ist eben etwas ganz Tolles und Fantastisches, was wir in freien Gesellschaften erleben und geboten bekommen. Trotz aller Probleme und Unvollkommenheiten. Trotz einer Politik, die lauter Fehler macht. Freiheit gibt es nicht einfach mal schnell irgendwo anders. Politische Freiheit ist nicht alleine zu verwirklichen. Unsere Freiheiten gibt es wegen der anderen Menschen. Wegen unserer Nachbarn. Wegen unserer Mitmenschen in unserer Stadt. Wegen der Menschen in anderen freien Ländern, die sich für Freiheit und Sicherheit einsetzen. Wegen demokratischer Institutionen. Wegen der Menschen, die früher dafür gekämpft und mit ihrem Leben bezahlt haben. Oder, wie in der Ukraine, wegen der Menschen, die aktuell ihr Leben riskieren, um die Ukraine zu schützen.

Beitragsbild: © Arne Kruse


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