Ein fatales Signal der Schwäche

Signalfeuer
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Nicht im luftleeren Raum

Politik und Gesellschaft in Demokratien finden nicht im luftleeren Raum statt. Was gesagt und getan wird, sendet Signale aus. Diese Signale bekommen andere mit. Genauso ist es mit den Dingen, die nicht gesagt und nicht getan werden. Es gilt zudem: Handlungen sind stärkere Signale, als Worte.

Einschüchterung lohnt sich

Aktuelles Beispiel: Wenn im Jahr 2022 eine Universität in Berlin einen wissenschaftlichen Vortrag aus Sicherheitsgründen absagt, so ist dies ein Vorgang mit Signalwirkung. Das Signal der Universität lautet: „Das Gefühl von Sicherheit bedeutet uns mehr als demokratische Grundwerte“ und „es gibt Wichtigeres, als Wissenschaftsfreiheit“. Es bedeutet ebenso „Einschüchterung und Drohungen lohnen sich“, „Intolerante und Antidemokraten aller Art, hört gut zu: Wir kommen euch entgegen, wenn ihr uns droht“ genau wie „Berlin ist unsicher“ und „Haltet keine Vorträge zu strittigen Themen, sie werden abgesagt“. Das sind die Signale, die die Berliner Humboldt-Universität am 2.7.2022 ausgesendet hat.

Es sind fatale Signale für eine Universität in einer freien und demokratischen Gesellschaft. Wollte die Universität diese Signale aussenden? Vermutlich nicht. Sie handelte laut ihrer Sprecherin aufgrund von Sicherheitsbedenken. Der Vortrag der Biologin Marie Vollbrecht über das Thema, warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gebe, solle nachgeholt werden. Das Problem dabei ist: Beim nächsten Termin dürfte sich die Situation nicht grundlegend ändern. „Aktivisten“ dürften wieder Proteste ankündigen. Wird der Vortrag dann wieder abgesagt?

Ein Signal mit Signalwirkung

Das andere Problem ist: Das Signal ist nicht nur für die betroffenen Berliner Menschen sichtbar. Es ist ein Signal, das potenziell alle Antidemokraten dieser Welt wahrnehmen können. Es ist ein Signal, das potenziell alle Wissenschaftler und Studieninteressierten dieser Welt wahrnehmen können. Sie alle können den Eindruck gewinnen, dass Wissenschaft in Deutschland nicht frei ist.

Von oben betrachtet ist das Verhalten der Universität ein Signal der Schwäche. Mit wehrhafter Demokratie hat es nicht im Ansatz etwas zu tun. Gleichzeitig ist es ein Signal der Ermutigung für Intolerante und Antidemokraten sowie für Feinde der Wissenschaft.

Ich will nicht, dass Intolerante gestärkt werden. Ich will nicht, dass demokratische Werte geschwächt werden. Deswegen hätte es mich gefreut, wenn die Universität an dem Vortrag festgehalten hätte.

Grundlegendes und Motivierendes zum Thema demokratische Grundwerte und Stärke erfahrt ihr in meinem Buch „Nie wieder schwach – Wie Demokratien mit der Zivilisations-Formel frei und stark bleiben“

Beitragsbild: © molchanovdmitry via canva.com


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