Europa versteht die Welt nicht
Israel und die Ukraine kämpfen in Kriegen, die Europa noch vor sich hat. Tatsächlich hat Europa solch einen Krieg auch schon hinter sich – nur ist der Zweite Weltkrieg schon lange her – und haben die Amerikaner hier entscheidend unterstützt. Mein Eindruck ist, dass Europäer dazu neigen, die Augen vor der Realität zu verschließen. Oder die Realität gar nicht richtig erfassen. Diese Ignoranz sorgt dafür, dass Europäer nicht verstehen, mit wem und was Israel es zu tun hat und wem und was die Ukraine es zu tun hat. Das wiederum führt zu überzogener Israel-Kritik. Es führt zu Verständnis für und Reinfallen auf palästinensische und islamistische Terroristen. Es führt zu mangelhafter Unterstützung für die Ukrainer.
Europäer wiegen sich in falscher Sicherheit
Europäer spielen sich gegenüber Israel als Moralapostel auf. „Ein Unding, was ihr da in Gaza macht! Schließt jetzt endlich Frieden mit euren Nachbarn“. Sarah Maria Sander hat schön zusammengefasst, wie z. B. in der ARD zu Lasten Israels geframed wird. Es ist in Ordnung, Israel zu kritisieren – doch Gaza und die Menschen dort so aus der Verantwortung zu nehmen, halte ich für fatal. Gegenüber der Ukraine treten Europäer gerne als wohlmeinende Gönner auf. „Es ist wirklich schwer, was ihr erleiden müsst. Wir schauen mal, ob wir noch was an Munition für euch finden.“ Dabei wiegen Europäer sich in falscher Sicherheit. Sie denken, dass Russland ihnen ja schon nichts tun werde. Sie denken, dass die Ukraine-Hilfe so etwas wie humanitäre Hilfe sei für ein armes Land, das das Pech hat, den Zorn Russlands auf sich gezogen zu haben. Sie denken, dass nur Israel ein Problem mit islamistischen Terroristen habe – weil Israel sich falsch verhalte. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.
Russland will seine Einflusszone zurück
Russland greift nicht nur die Ukraine an. Es bedroht alle Staaten der ehemaligen sowjetischen Einflusszone. Dazu gehören auch NATO-Staaten. Abgesehen davon führt Russland bereits einen hybriden Krieg in ganz Europa. Ein Angriff Russlands auf das Baltikum wird den NATO-Bündnisfall auslösen. Dann spielt es keine Rolle, was Deutschland bis dahin alles geträumt und versäumt hat oder wer hier regiert. In dem Moment, wo Russland Estland oder Polen angreift, wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der für Deutsche brutaler sein wird, als alles, was wir kennen. Die Amerikaner unter Trump oder seinen Nachfolgern werden dann nicht sagen: „Wir retten Europa“. Sie werden sagen: „Europa muss zuerst selbst mobilisieren. Es muss seine eigene Bevölkerung in den Krieg schicken.“ Und erst danach werden die Amis vielleicht sagen: OK, jetzt helfen wir. Es wird nicht anders als bei Israel/Iran und Ukraine/Russland laufen. Die Vorarbeit, die Drecksarbeit, die Hauptarbeit – die Opfer! – müssen von den Betroffenen selbst erbracht werden. Ich halte es für eine Illusion zu glauben, irgendetwas könne diese Dynamik aufhalten, sofern Russland ein weiteres Land angreift. Europa hat daher nur zwei Optionen: 1. Die Ukraine weiterhin zu wenig unterstützen und dann später selbst kämpfen müssen. 2. Die Ukraine immer mehr und massiver zu unterstützen und selbst massiv aufzurüsten – dann besteht zumindest die Option, dass Russland nicht weitere Länder angreift. Beides ändert jedoch nichts an Europas zweiter großer Bedrohung.
Der radikale Islam bedroht Europa von innen
Der Konflikt mit dem politischen und jihadistischen Islam geriet in den letzten paar Jahren in den Hintergrund. Das heißt jedoch nicht, dass hier keine Gefahr mehr besteht. Islamisten arbeiten weiterhin daran, die Freiheiten, die Europas Gesellschaften ihnen bieten, zu nutzen, um dem politischen Islam mehr Geltung zu verschaffen. Während die Islamisten im Iran, Libanon und Palästina vor allem Israel von der Landkarte tilgen wollen, wollen sie Europa zum einen islamisieren und zum anderen als Basis für globale Aktivitäten nutzen. Die unkontrollierte Massenzuwanderung von unqualifizierten Menschen aus islamisch-dominierten Gesellschaften wird so oder so katastrophale Folgen für das Zusammenleben in Europa haben. Das ist heute schon in Frankreich, Belgien, Schweden und den Städten Deutschlands zu erkennen. Es wachsen sowohl islamistische Hochburgen als auch die Banden- und Gangkriminalität. Europa kann hier eine Mischung aus Zuständen wie in Syrien/Gaza/Libanon auf der einen Seite und Mexiko auf der anderen Seite erwarten. Und wer hat damit die meiste Erfahrung? Genau: Israel. Die Kriege, die Israel seit seiner Gründung kämpfen muss, wird auch Europa noch kämpfen müssen. Es sei denn, Europa unterwirft sich freiwillig dem Islam und liefert die Juden an die Islamisten aus.
Wird Europa sich unterwerfen?
Im schlechtesten Fall wird Europa sich doppelt unterwerfen: Es wird Osteuropa an Russland ausliefern – um des lieben Frieden und der vermeintlichen Sicherheit willens. Es wird sich selbst dem Islam und der organisierten Kriminalität unterwerfen – um des lieben inneren Friedens und der vermeintlichen Sicherheit willens. Schwarzseher sagen das vorher. Ich glaube nicht daran.
Wie viele Europäer sollen später in Kriegen sterben?
Ich denke, dass die Kräfte der Freiheit in Europa nach wie vor so stark sein werden, dass sie sich selbst behaupten können und werden. Die Frage ist jedoch, zu welchem Preis. Die Frage ist, ob die Kämpfe, die für Selbstbehauptung gefochten werden müssen, zu hunderten, tausenden, zehntausenden, hunderttausenden oder Millionen Toten führen werden. Ich finde, das macht einen qualitativen Unterschied. Wenn ich heute die Wahl habe, Milliarden Euro mehr ins Militär, in die Sicherheit, den Grenzschutz und die Vernunft in der Wirtschafts- und Integrationspolitik zu investieren, oder nicht, und dies in der Zukunft darüber entscheidet, ob 1000 Menschen in Kämpfen sterben werden oder eine Million oder zehn Millionen, dann halte ich die Option mit weniger Toten für besser – auch wenn sie momentan unpopulär ist.
Heute schon von Israel und der Ukraine lernen
Europa kann jedoch heute schon sehr viel lernen für seine Zukunft: Von Israel und der Ukraine, die immens wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt haben und es jeden Tag aufs Neue tun. Und lernen heißt natürlich nicht, Fehler zu wiederholen. Es heißt im besten Fall: Best practice übernehmen und selbst üben sowie: aus Fehlern lernen. Warum also nicht gleich Israel und die Ukraine so unterstützen, als würden sie auf unserer Seite kämpfen? Genau das tun sie, auch wenn viele Europäer es nicht sehen und zugeben wollen. Die IDF (Israel Defence Forces) und AUF (Armed Forces of Ukraine) sind unsere Verbündeten – und in vielen Fällen können und werden sie unsere Lehrer und Ausbilder sein.
Ich hoffe, dass wir Europäer die Kurve kriegen und verstehen, dass leichte Kursänderungen jetzt große Auswirkungen in der Zukunft haben werden. Und große Kursänderungen jetzt haben sehr große Auswirkungen in der Zukunft. Im Guten wie im Schlechten.
PS: Natürlich wäre es mir am liebsten, ich hätte mit allem Unrecht und uns steht eine Friede-Freude-Eierkuchen-Zukunft bevor, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Ich glaube es zwar nicht, lehne es aber nicht ab, wenn es doch so kommt.
Beitragsbild: © Arne Kruse