Isabelle und Erik: The next level

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Isabelle Wang und Erik waren die Protagonisten von Nie wieder schwach. Erik war der Student, der die Exzentrikerin Frau Wang zu ihren Ideen über Freiheit und Demokratie interviewt hat. Die Sache ist: Beide leben noch. Beide sammeln Erfahrungen. Und beide treffen sich wieder. Worüber sprechen Sie diesmal?

Ein Dialog auf Augenhöhe

Erik: Hallo Frau Wang. Wir haben uns lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen?

Isabelle: Hallo Erik. Du kannst gerne Du zu mir sagen. Wäre das in Ordnung für Dich? Ich bin Isabelle. Das Siezen fand ich beim letzten Mal noch in Ordnung. Jetzt passt es nicht mehr, finde ich. Du stehst ja mittlerweile voll im Arbeitsleben.

Erik: Gerne. Es sind ein paar Jahre vergangen. Du hast Dich nach der Buchveröffentlichung von Nie wieder schwach zurückgezogen. Wie geht es Dir jetzt, Isabelle?

Isabelle: Mir geht es fantastisch. In Hamburg würde man sagen: Ich kann mich nicht beklagen. Ja, ich hatte mich zurückgezogen. Vom Zirkus dieser Welt. Vom Affentheater. Das tat gut. Wie geht es Dir, lieber Erik?

Glücklich trotz Politik?

Erik: Ich mache mir Sorgen. Wie kann es sein, dass es Dir gut geht? Liest Du keine Nachrichten? Bist Du nicht frustriert wegen der politischen Entwicklungen?

Isabelle: Oh, ja. Tja. Ich verfolge die Nachrichten durchaus. Doch was nützt es, wenn ich mich davon frusten lasse? Es nützt weder mir noch anderen. Ich konzentriere mich lieber bewusst auf Dinge, die mich erfüllen.

Erik: Fällt Dir das nicht schwer? Immerhin hast Du ein leidenschaftliches Plädoyer für Freiheit und Demokratie in die Welt gebracht. Es sieht gerade nicht gut aus für die freie Welt. Wie kannst Du Dich da so rausziehen?

Isabelle: Du, ich habe das durchaus mitbekommen. Ich sehe aber nicht alles schwarz. Es gibt auch positive Entwicklungen. So oder so interessiert mich gerade anderes mehr.

Erik: Was meinst Du mit positiven Entwicklungen? Kannst Du das bitte kurz erklären? Ich weiß, wir wollen heute eigentlich über was anderes sprechen.

Isabelle: Ja, aber nur ganz kurz. Ich finde es positiv, wenn die europäischen Staaten ihre Migrations-, Wirtschafts- und Rüstungspolitik auf eine erwachsenere Basis stellen. Das müssen sie jetzt. Ob sie es wirklich tun werden, ob sie es in ausreichendem Maße tun werden – das weiß ich natürlich nicht. Ich finde aber, dass es vielversprechende Ansätze gibt. Mehr will ich dazu jetzt nicht sagen.

Das Leben ist schön

Erik: In Ordnung. Dann sprechen wir nun also mal nicht über Politik. Das kommt mir auch gelegen. Ich bin es Leid, dieses politische Theater zu verfolgen und ertragen zu müssen.

Isabelle: Das Leben ist ja auch schön.

Erik: Sagst Du.

Isabelle: Ja.

Erik: Was macht das Leben schön? Beziehungsweise Dein Leben? Ich kenne viele Leute, die was anderes behaupten.

Isabelle: Das sind mehrere Dinge. Einfachheit ist eines davon.

Erik: Einfachheit? Was meinst Du damit?

Isabelle: Mach es nicht so kompliziert. Mach Dein Leben nicht kompliziert. Mach Dein Glück nicht kompliziert. Gestalte Deinen Alltag nicht kompliziert. Das meine ich mit Einfachheit. Das Glück liegt in den kleinen Dingen. Weniger ist mehr.

Erik: Das steht auch auf den Teebeutel-Anhängern…

Isabelle: …genau! Und in Glückskeksen findest Du auch ganz viele Lebensweisheiten.

Erik: Willst Du jetzt etwa sagen, dass Teebeutel-Anhänger und Glückskeks-Zettelchen mir verraten, wie ich glücklicher leben kann?

Isabelle: Tatsächlich…ja! Es geht aber auch ohne diese schlauen Sprüche. Meine Großtante hat jeden Tag im Garten gearbeitet. Sie war eine glückliche Frau. Zumindest wirkte sie so auf mich.

Erik: Isabelle, jetzt mal im Ernst: Was sorgt dafür, dass Du trotz allem glücklich bist?

Grundlegende Fragen

Isabelle: Ich stelle mir schon mein Leben lang grundlegende Fragen. Fragen über das Leben. Die Antworten tauchen dann irgendwann auf. Die entspannen und inspirieren mich. Ich kann das nur empfehlen.

Erik: Zum Beispiel? Was ist die grundlegendste Frage, die Du Dir stellst?

Isabelle: Was ist der Sinn des Ganzen? Was ist der Sinn meines Lebens? Warum bin ich hier. Warum ist alles so, wie es ist? Was war vor meiner Geburt? Was ist nach meinem Tod? Was ist das hier? Was soll ich tun? Was will ich tun? Das sind so grundlegende Fragen.

Erik: Und hast Du es herausgefunden?

Isabelle: Sicher nicht alles. Aber einiges schon.

Erik: Sokrates sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Du sagst, Du hättest zum Teil Antworten gefunden. Bist Du schlauer als Sokrates?

Isabelle: Nein, das maße ich mir nicht an. Aber so denke ich auch nicht. Müssen jetzt alle Menschen immer sagen, dass sie wüssten, dass sie nichts wissen, weil Sokrates damals diesen Satz sagte?

Erik: Das weiß ich nicht…

Isabelle: …haha! Also ich bin mir bewusst darüber, dass die Dinge, die ich heute meine zu wissen, morgen anders erscheinen können. Ich kann mich irren. Vielleicht werde ich morgen eines Besseren belehrt. Jeder Mensch macht doch Erfahrungen in seinem Leben. Du doch sicher auch.

Erik: Gut. Was ist der Sinn des Ganzen? Dieses Leben? Ich meine der Sinn des Lebens? Wie lautet Deine Antwort darauf?

Mehrere Antworten

Isabelle: Da gibt es meines Erachtens mehrere Antworten drauf.

Erik: Ich bin ganz Ohr.

Isabelle: Trotz aller Widrigkeiten echtes Glück finden. Etwas für andere tun. Sich entwickeln zum Besten aller. Liebe und Lebensfreude entdecken und in die Welt bringen.

Erik: Also nicht die Welt retten?

Isabelle: Das dürfte kaum möglich sein. Möchtest Du die Welt retten?

Erik: Vielleicht nicht die ganze Welt, aber ich möchte schon etwas verbessern.

Isabelle: Das ist doch eine schöne Einstellung. Allerdings wollten Stalin und Hitler die Welt auch verbessern.

Erik: Sie wollten die Welt nach ihren Vorstellungen unterwerfen.

Isabelle: Ja. Dennoch haben sie selbst dies als Verbesserung verstanden und viele sind ihnen gefolgt.

Erik: Ok, was willst Du mir jetzt damit sagen? Dass es schlecht ist, wenn ich die Welt verbessern will? Dass ich dann nicht besser bin als Hitler oder Stalin? Du hast doch auch gesagt, „was für andere tun“ sei der Sinn.

Isabelle: Hey, ich mache Dir keinen Vorwurf. Du hattest das mit dem „Welt retten“ eingeworfen. Ich wollte nur etwas provozieren. Das belebt unser Gespräch. Und ja, ich halte es für sinnvoll, nicht nur an sich zu denken, sondern auch an andere. Nur eben im Sinne der Liebe und nicht im Sinne des „Ich weiß, was am Besten für euch ist und zwinge es euch daher mit Gewalt auf“.

Echtes Glück – trotz aller Widrigkeiten

Erik: In Ordnung, da sind wir uns ja einig. Du hast gesagt, „trotz aller Widrigkeiten echtes Glück finden“. Was meinst Du damit?

Isabelle: Damit meine ich, dass das Leben als Mensch an sich nicht einfach ist – es bringt viele Widrigkeiten mit sich. Und gleichzeitig strebt jeder danach, glücklich zu sein. Echtes Glück aber ist nicht so einfach zu finden.

Erik: Unechtes Glück aber schon? Was sind die Widrigkeiten dieses Lebens? Was meinst Du mit echtem und unechtem Glück?

Isabelle: Pass auf, dass kann jetzt heftig werden.

Erik: Heftig?

Isabelle: Ja, heftig. Also es kann heftig werden. Vielleicht aber auch nicht…

Erik: …das passt schon. Beantworte jetzt bitte die Frage.

Isabelle: Jedes Neugeborene erhält mit der Geburtsurkunde zugleich sein Todesurteil.

Erik: Was?!

Isabelle: Ja, wie ich schon sagte: Wer geboren wird, muss sterben.

Erik: Irgendwann, am Ende des Lebens! Aber wer geboren wird, lebt erstmal. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt bei rund 80 Jahren. Wieso sagst Du „Todesurteil“? Was ist das für eine negative Sicht?

Isabelle: Das ist heftig, oder? Ok, ich habe es heftig ausgedrückt. Aber so ist es. Neben viele anderen Widrigkeiten ist diese Sache eine grundlegende Widrigkeit unseres Lebens als Mensch. Wir wurden geboren. Wir leben eine Weile, sind unterdessen verletzlich. Nichts ist garantiert. Am Ende sterben wir. Das verbindet uns alle! Und so schön unser Leben zwischendurch auch ist – wir sind immer konfrontiert mit dieser Tatsache. Ich würde das nicht als negative Sicht bezeichnen. Es ist einfach der Lauf der Dinge.

Erik: … der Lauf der Dinge … das ist jetzt echt heftig! Ok, Themenwechsel: Dann erkläre mir doch bitte die Sache mit dem unechten und dem echten Glück. Ich brauche jetzt gute Nachrichten…

Isabelle:

Alles Weitere lest ihr in meinem neuen Buch. Ein Buch, in dem es am Rande auch mal politisch wird, aber ansonsten hauptsächlich um Philosophisches und Praktisches geht. Um Glück, Sinn und Alltag.

Ich wünschen allen viel Erfolg dabei, sich durch äußere Entwicklungen nicht aus der inneren Bahn werfen zu lassen.

Beitragsbild: © Arne Kruse


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