Traumberuf Angestellter

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Vom Strand in der Hängematte Geld verdienen?

Überall gibt es Coaches, die anderen dabei helfen wollen, „das Hamsterrad zu verlassen“ und „das eigene Ding“ durchzuziehen. Oft wird dabei der „nine-to-five-job“ als etwas dargestellt, das in keinem Fall erstrebenswert sei. Wirklich erfolgreich sei hingegen, wer vom Strand in der Hängematte per Laptop sein Geld verdient. Wer ein eigenes Business aufbaue. „Lebe Deinen Traum“ heißt es dann. „Berufung statt Beruf“.

Während ich selbst nichts gegen die Vorstellung habe, im eigenen Traumberuf zu arbeiten oder von dort arbeiten zu können, wo andere Urlaub machen – ich gönne das jedem – möchte ich hier einmal eine Lanze für den stinknormalen und profanen Angestelltenberuf brechen. Dem gehe ich nämlich seit dem Beginn meiner Vollzeit-Berufskarriere nach. Es folgen fünf Gründe, warum das Angestellten-Dasein ziemlich cool ist.

1. Angestellte sind die Stützen von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft

Mein erstes Argument für den Angestellten-Beruf ist ethischer Natur. Das motiviert vielleicht nur wenige – es sollte aber mal gesagt werden. Ohne Angestellte könnten Selbständige, Freiberufler, Unternehmer und Privatiers schlicht nichts unternehmen. Auch sonst niemand. Keiner könnte in Freiheit, Wohlstand und Sicherheit leben. Ein Großteil der Arbeitskräfte in allen Branchen in unserer Gesellschaft besteht aus Angestellten. Würden sie morgen alle „das Hamsterrad verlassen“, gäbe es keine Supermärkte, Banken, Restaurants, Hotels und Geschäfte aller Art mehr. Es gäbe keine Polizisten, die sich um die komischen Leute kümmern. Es gäbe keine Handwerker, keine Bauarbeiter, keine Flughäfen. Keine Krankenhäuser und Arztpraxen. Ich will jetzt nicht alles aufzählen. Es ist also definitiv eine gute und sinnvolle Sache, irgendwo als Angestellter seine Kröten zu verdienen.

2. Angestellte haben ein einfaches Leben

Statt selbst und ständig arbeitet der Angestellte zu festgelegten Zeiten. Meistens wochentags. Oder in Schichten. Er tut nur das, für das er angestellt wurde. Genau dafür wird er bezahlt. Das ist der Deal. Der Angestellte macht seinen Job. Dann knallt er die Tür hinter sich zu und geht nach Hause. In den Wald, zum Fitness oder zu seiner Familie. Er muss keine Buchhaltung machen. Er muss sich nicht um neue Kunden kümmern. Er muss kein Marketing machen und kein Lager bewirtschaften. Der Angestellte ist in seiner Freizeit völlig frei. Selbst wenn er arbeitet, machen andere Leute all die Dinge, die er nicht kann und auf die er keinen Bock hat. Sie werden dafür sogar bezahlt. Es sind die Kollegen aus anderen Abteilungen. Oder Dienstleister. Die machen Steuerkram. Die machen Technikkram. Die machen Vertriebskram. Die streiten sich mit Kunden rum. „Oh, gleich schließen wir. Nur noch eine Stunde!“ Angestellte beglückwünschen sich zum bevorstehenden Feierabend und zum Wochenende.

3. Angestellte haben ein sorgenfreies Leben

Statt sich zu sorgen, woher das Geld kommt, wenn sie krank oder im Urlaub sind, fragen sich Angestellte, wo und wie sie ihren betrieblich garantierten Urlaub denn diesmal verbringen. Angestellte konzentrieren sich bei Krankheit auf ihr Wohlergehen. Im Urlaub lassen sie die Seele baumeln. Angestellte leben generell wie Götter. Mitte oder Ende jeden Monats geht das Gehalt ein. Das ist sicher. Sollte es da Probleme geben, wechselt der Angestellte einfach seinen Job. Er ist nicht an Orte gebunden. Wenn Chefs oder Kollegen sich komisch benehmen, kann der Angestellte einfach das Unternehmen wechseln. Oder die Branche. Oder vorher den Betriebsrat einschalten.

4. Angestellte müssen nichts – sie können

Während Selbstständige, Freiberufler und Unternehmer alles mögliche müssen, damit sie ihre Rechnungen bezahlen können, müssen Angestellte das alles nicht. Sie müssen nur ihren Job machen und einmal im Jahr die Steuererklärung. Ansonsten können sie einen Nebenjob machen. Sie können sich zusätzlich selbstständig machen. Sie können ein Unternehmen gründen. Sie können etwas dazu verdienen. Sie können nebenbei was Neues lernen. Aber sie müssen es nicht. Angestellte können daher völlig entspannt auftreten. Sie müssen nichts verkaufen, nichts einwerben. Sie tauschen ihre Zeit und Arbeit gegen sicheres Geld. Ein einfacher Deal.

5. Angestellte werden für Routinen bezahlt und leben daher gesünder

Nichts prägt uns mehr im Guten wie im Schlechten als Gewohnheiten. Angestellte werden dafür bezahlt, täglich und wöchentlich das Gleiche zu tun. Dadurch bauen sie Routinen auf, an die sie gute Gewohnheiten anknüpfen können. Wer täglich von neun bis fünf arbeitet, geht auch regelmäßig zum Sport, zum Vereinsabend und zum Arzt.

Einfach die Vorteile sehen

Mir ist völlig klar, dass man als Angestellter auch so denken kann: „Scheiße Montag. Scheiße Arbeit. Wann ist Wochenende? Die Hängematten-Influencer haben es gut. Wie lange geht das noch? Nur Bier, Netflix und Chips retten mich.“ Dazu kann ich nur sagen: Einen Tod muss man sterben. Es hat viele Vorteile, Angestellter zu sein. Der Großteil der Gesellschaft steckt in Angestellten-Jobs. Ich denke: „Schaffe es, als Angestellter glücklich zu werden. Dann schaffst Du alles.“

Ich wünsche allen viel Spaß dabei, die Vorteile in ihrer Berufs- und Lebenslage zu sehen oder sich eben umzuorientieren.

Beitragsbild: © Arne Kruse


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