Trump, Deutschland und Demokratie

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Politik ist wichtig und ätzend zugleich

„Ich äußere nichts mehr zu Politik“ – diesen Gedanken hatte ich schon oft. Auf Dauer empfinde ich die Beschäftigung damit einfach zu ätzend. „Ok“, sagte dann eine Stimme in mir. „Aber erst noch das Buch schreiben und veröffentlichen. Dann hast Du Deine Punkte in der Welt.“ Dann mache ich was anderes. Bis eines Tages der Impuls kommt: „Arne, äußere Dich dazu!“ Was ist das für eine Dynamik? Was hat es damit auf sich? Warum beschäftigt mich Politik einerseits so sehr, dass ich freiwillig viele Stunden damit verbringe – nur um dann wieder zu entscheiden: „Goodbye politics“? Ich versuche hier mal ganz offen zu berichten, was und wie ich das erlebe. Vielleicht ergeben sich daraus für den ein oder anderen irgendwelche Erkenntnisse.

Kotzen

Viele Menschen müssen offenbar kotzen, wenn sie politische Statements anderer lesen. Oder News. In den sozialen Medien fügen sie dann den Kotz-im-Strahl-Emoji als Kommentar ein. Meist dreimal hintereinander: 🤮🤮🤮. Nicht minder beliebt sind die Kack-Emojis: 💩💩💩. Je nach dem, was gesagt wird – oder wer was sagt – ist irgendjemand immer am Kotzen. Ich kann das verstehen. Ich selbst würde das nicht so ausdrücken. Aber ich kenne das Gefühl, wenn man innerlich die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und denkt: „Ach Du heilige Scheiße!“ Oder: „Oh! Mein! Gott!“ Oder: „Oh nein, das darf ja wohl nicht wahr sein.“ Das Problem ist dann meistens: Das passiert gerade. Und das eigene Unwohlsein ändert daran nichts.

Die gute Nachricht

Mir ist schon ziemlich oft schlecht geworden, wenn ich um gesellschaftliche Situationen wusste, politische Statements dazu abgegeben wurden und darauf wiederum Reaktionen erfolgten. Ich würde mich trotzdem als glücklichen Menschen bezeichnen. Das Gute ist also: Man kann das trennen. Nur, weil sich politische Dinge in eine Richtung entwickeln, die man selbst als schlimm, gefährlich, falsch, katastrophal, fahrlässig oder eben „zum Kotzen“ findet, heißt das nicht, dass man darunter leiden muss. Natürlich kann und darf man das. Aber es ist kein Automatismus.

Wenn Illusionen platzen, tut es weh

Ich hatte als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener viele Illusionen über diese Welt. Zum Beispiel dachte ich, dass wir in Deutschland und der westlichen Welt schon den Zenit der Aufklärung erreicht hatten. Ich dachte, dass Erwachsene Politik nach bestem Wissen und Gewissen machen. Dass sie Dinge rational analysieren – möglichst wissenschaftlich – und dann beherzt und vernünftig Lösungen suchen. Klar, es gibt immer Verrückte, Radikale, Ideologen – aber wenigstens die breite Masse, die Mitte der Gesellschaft, die großen Volksparteien – die werden schon klug handeln. So dachte ich. Bis mir aufgefallen ist, dass es in Deutschland massive Missstände gibt zum Beispiel mit der Integration ganzer Zuwanderergruppen – doch niemanden schien das zu interessieren. Tabus verhinderten Analyse und Lösung. Jedes Mal, wenn so eine Illusion platzt, tut das weh. Als Angela Merkel 2015 „wir schaffen das“ verkündete, war das einer der Momente, wo ich dachte: „Alter Verwalter, wie kann man so naiv, selbstherrlich und fahrlässig sein!“. Es machte mich wütend. In den zwölf Jahren zuvor gab es bereits genug andere Anlässe.

Zehn Jahre zu spät

Wenn ich heute verfolge, was Trump und Vance von sich geben, wie Weidel und Wagenknecht sich aufführen, wie ganze Bevölkerungsschichten in Deutschland und der westlichen Welt fühlen und wählen, dann denke ich einerseits: „Ich verstehe es.“ Denn ich kenne es ja von mir selbst, zehn bis zwanzig Jahre vorher. Manche Ansätze von Trump und Vance erscheinen mir angemessen. Die demokratische Grundhaltung zum Beispiel nutzt Demokratien. Ein starkes Militär und eine starke Wirtschaft sollten selbstverständlich sein. Andererseits denke und fühle ich: „Ihr seid ja Frühmerker. Erst jammert ihr. Jetzt kommt ihr mit Frust und Radikalismus, sprecht von Demokratie, während ihr flucht und verachtet, lasst euch von Extremisten unterwandern, beschädigt demokratische Institutionen und Prozesse und schüttet das Kind mit dem Bad aus. Oh mein Gott!“. Dann blicke ich auf die etablierte Politik und ihre Worte. Ich denke und fühle ebenso ambivalent: „Richtige Erkenntnisse. Kommt endlich in die Pötte. Hoffentlich ist das jetzt nicht nur Wahlkampf.“ Aber auch: „Wie kann man 2025 immer noch so naiv sein, so im Wolkenkuckucksheim, so fahrlässig, so intolerant, so überheblich, so kindisch“.

Was wird aus Europa?

Eine Sache erscheint mir sicher: Wenn die Trump-Administration und Putin gemeinsam die AfD, die FPÖ und Co. pushen – wonach es aussieht -, während sich die übrigen Parteien dem Aufrechterhalten der Brandmauer, dem Klimaschutz, Wokismus, höheren Steuern, dem Erhalt des Bürgergeldes für alle ohne Bedingungen und dem „Kampf gegen rechts“ widmen, dann wird es eine anstrengende Zeit für viele werden.

Die Lösung für Schwäche heißt Stärke

Ich denke: Die Zukunft Europas heißt Stärke. Stärke ist die Lösung für Schwäche. Das geht nur mit Aufrüstung, mit Grenzen, mit einer Wirtschafts- und Migrationspolitik, die unsere Gesellschaften stärkt, statt sie zu gefährden und zu schwächen. Dazu gehört ein Mindset, das weder naiv ist, noch selbsthassend, noch verwirrt. Sondern klar, selbstbewusst und leidenschaftlich für Freiheit und Demokratie eintretend. Alles hier nachzulesen: www.niewiederschwach.de.

Ich wünsche uns Europäern die Weisheit und die Kraft, uns als europäische, freie, souveräne, attraktive und schlagkräftige Staaten zu behaupten: gegenüber Russland, China, den islamistischen Staaten und ebenso gegenüber den USA.

PS: Dies ist mein Wunsch. Ob es so kommt, weiß ich nicht. Ich kann es nicht kontrollieren. Ich habe Freunde, die in Russland leben und glücklich sind. D.h.: Das persönliche Glück ist unabhängig von der Politik, dem Regime, der politischen Situation. Ich empfehle allen, dies ebenso zu handhaben. Sich einbringen, wenn man mag. Aber nicht in den Frust abzugleiten. Und falls man als Bürger, Soldat oder Polizist kämpfen muss, dies niemals mit Hass zu tun, sondern immer nur mit Liebe im Herzen, um andere zu schützen.

Beitragsbild: © Arne Kruse


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