Erik: Wenn ich Nachrichten schaue, wird mir schlecht.
Isabelle: Dann lass das doch sein.
Erik: Aber dann bin ich nicht mehr im Bilde, was abgeht. Wie soll ich dann was Sinnvolles beitragen?
Isabelle: Wie willst Du was Sinnvolles beitragen, wenn Du frustriert bist?
Erik: Also soll ich mich einfach zurückziehen? Die Gesellschaft in Stich lassen? Den Idioten das Feld überlassen?
Isabelle: Ich denke, dass Du mehr erreichst, wenn es Dir gut geht. Wenn Du im Überschuss bist. Nimm Dir doch einfach eine Auszeit. Gönn‘ sie Dir.
Erik: Das sagst Du so einfach. Wie machst Du das denn bei Dir? Du siehst doch auch die Probleme, die es gibt.
Isabelle: Ja, ich sehe die Probleme. Ich weiß aber, dass sich das nie ändern wird. Schaue einfach auf die Geschichte der Menschheit. Der Zirkus hört nie auf. Ich muss immer an diesen Spruch denken: Hard times create strong men. Strong men create good times. Good times create weak men. Weak men create hard times… Wir befinden uns meines Erachtens an dem Punkt, wo in guten Zeiten schwache Menschen harte Zeiten erschaffen.
Erik: Umso wichtiger ist es doch, dem Einhalt zu gebieten.
Isabelle: Natürlich wäre es gut, wenn die guten Zeiten länger andauern könnten. Doch Du kannst niemanden zu seinem Glück zwingen. Und die Idioten dieser Welt – die machen sowieso, was sie wollen. Ich habe schon vor längerer Zeit erkannt, dass ich nur über eine einzige Sache die volle Kontrolle habe. Alles, was ich da rein investiere, lohnt sich in jedem Fall. Also tue ich das.
Erik: Und was soll das sein?
Isabelle: Meine mentale Verfassung. Meine Sichtweise auf mich, die anderen und das Leben. Die Entscheidung darüber, was ich tue und lasse und was ich wie erlebe. Meine persönliche Weiterentwicklung. Den Fokus, den ich meinem Leben gebe. Alles, was ich da an Energie reinstecke, lohnt sich, weil ich definitiv davon profitiere. Niemand anders, keine allgemeine Entwicklung, kann mir das streitig machen. Es ist etwas, wo ich nicht abhängig bin.
Erik: Das hört sich toll an. Aber wenn der Krieg ausbricht, was nützt Dir das dann?
Isabelle: Was sollte ein Krieg daran ändern? Was sollte eine Katastrophe ändern? Was sollte der Untergang der Welt ändern? Weißt Du: Viele Menschen vergessen vor lauter Angst vor Krieg und sonstigen Katastrophen, dass sie so oder so sterben werden. Früher oder später. Das trifft jeden von uns. Genau aus diesem Grund ist es immer sinnvoll, in die persönliche Weiterentwicklung zu investieren. Und wenn der Krieg ausbricht, dann bricht er aus. Dann kann ich wiederum mehr ausrichten, mehr helfen, mehr nützen, wenn ich selbst im Überschuss bin.
Erik: Du sprichst so, als würdest Du negative Entwicklungen akzeptieren. Dich ihnen fügen.
Isabelle: Ich akzeptiere sie in der Weise, dass ich mir bewusst darüber bin, dass ich sie selbst nicht aufhalten kann – schon gar nicht, wenn viele Menschen sie voller Überzeugung vorantreiben. Ich finde es nicht gut. Aber deswegen lasse ich mir noch lange nicht die Lebensfreude nehmen.
Erik: Woher kommt denn eigentlich Deine Lebensfreude? Was macht Dich so glücklich, dass es Dir egal ist, ob die Welt vor die Hunde geht?
Isabelle: Es ist mir wie gesagt nicht egal. Aber gut. Die Antwort darauf ist tatsächlich komplex. Ich versuche aber, mich kurz zu fassen.
Erik: Bitte.
Isabelle: Meine Lebensfreude speist sich aus mehreren Ebenen. Eine ganz wichtige ist mein Wunsch, von innen her glücklich zu sein und anderen etwas geben zu können, dass ihnen Freude bereitet oder sie schützt. Dazu passt das, was mir mal ein Soldat erzählt hat, der für die Bundeswehr in Afghanistan war. Er meinte, er persönlich habe es nicht als seinen Auftrag gesehen, die Demokratie nach Afghanistan zu bringen – er hatte auch nicht geglaubt, dass das funktionieren würde. Dennoch empfand er seinen Dienst nicht als sinnlos. Er meinte, der Sinn seines Dienstes sei allein, seine Kameraden da heil wieder rauszubringen. Das ist die Macht der Sichtweise und der Motivation. Ich finde das super.
Erik: Was bedeutet es für Dich, „von innen her glücklich zu sein“?
Isabelle: Es bedeutet, dass ich mir darüber bewusst bin, dass ich echtes Glück nur innerlich, im Geist, erleben kann und dass es aus dem Inneren kommt.
Erik: Kann ich das lernen? Ist es das, was Du meinst, wofür ich mir eine Auszeit nehmen soll?
Isabelle: Klar kannst Du das lernen. Und ja, das wäre natürlich extrem vorteilhaft für Dich. Wenn Du aber einfach nur wandern gehst oder was anderes tust, das Dir eben Spaß macht, bringt Dich das auch in den Überschuss. Und am Ende wirst nicht nur Du davon profitieren, sondern Dein gesamtes Umfeld.
Beitragsbild: © Arne Kruse