Weltweit Diktatur, Krieg und Bürgerkrieg

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Unbewusst ins Verderben

Ich habe den Eindruck, dass uns in der freien Welt nicht bewusst ist, wie die globale Zukunft – also auch unsere Zukunft in Europa – aussehen wird, wenn wir weiterhin naiv, ignorant und ohne Strategie vorgehen. Vielleicht fehlt uns die Fantasie. Vielleicht unterschätzen wir generell die Macht der Ideen, Mentalitäten und strategischen Ausrichtung. Vielleicht vergessen wir die zentrale Rolle, die Hard Power spielt – also wirtschaftliche und militärische Macht. Wahrscheinlich sind wir zu verstrickt im politischen Lagerkampf, zu blind vor lauter Emotionen, zu starr vor zu viel Sturheit und Unvernunft, zu abgelenkt von unseren sozialen, digitalen und beruflichen Blasen. So schlittern wir unbewusst oder ängstlich ins Verderben. Ich nehme mir daher die Zeit, die Lage mit einer düsteren Vision etwas zu verdeutlichen.

Menschenrechte als „Verrat“

Die Weltmacht Nummer eins heißt in Zukunft Volksrepublik China. Taiwan ist nach der durch Waffengewalt erzwungenen „Wiedervereinigung“ ein unfreier Teil von ihr – wie Hongkong heute schon. Die Ukraine ist eine Provinz Russlands – genau wie Belarus, Estland, Lettland und Litauen es sind. In den Staaten Mittel- und Westeuropas herrschen entweder bürgerkriegsähnliche Zustände, Zustände wie in Mexiko (Drogenkrieg) oder aber es sind Regierungen an der Macht, die die Grund- und Menschenrechte abgeschafft haben. Sie wollen „Provokationen“ gegenüber China, Russland und der islamischen Welt vermeiden zugunsten „des Friedens“ oder der wirtschaftlichen Prosperität. Der Einfluss der USA als letztes verbliebenes freies Land der Welt beschränkt sich auf Nordamerika – und Polen. Der Rest der Welt will es sich nicht mit den Regimen in Peking, Moskau, Ankara und Teheran verscherzen. Die Menschen in Europa sind in Zukunft so frei, wie jene in China, Russland oder dem Iran heute. Das Eintreten für Grund- und Menschenrechte wird in den Diktaturen Europas unter Strafe gestellt. Wer es dennoch tut, gilt als „Verräter“, „Linksfaschist“, „Hetzer“, „Kriegstreiber“ oder „US-Agent“.

Millionen Menschen flüchten nach Nordamerika

Da die USA sich nur noch um sich kümmern, geraten alle kleineren freien Länder in Asien und Europa unter die Fittiche von Russland, China, der Türkei und anderer Diktaturen. Einzig Polen schafft es, sich als freies und unabhängiges Land zu behaupten. Südkorea wird von den Nordkoreanern überrannt und kann sich mangels Unterstützung von außen nicht halten. Israel wird von den Europäern in Stich gelassen und unter Druck gesetzt, während es von Islamisten aller Art und dem Iran immer wieder angegriffen wird. In der islamischen Welt gibt es eine neue panislamische Bewegung, die von immer mehr Regierungen unterstützt wird. Sie ruft den heiligen Krieg gegen alle Ungläubigen aus – mit Ausnahme Chinas und Russlands. Millionen Menschen aus Europa, Israel, Australien, Japan, Südkorea und Taiwan flüchten vor Unterdrückung, Krieg, Rassismus (in alle Richtungen) und Terror nach Nordamerika. In den USA selbst gibt es genau wie in Europa einen Kampf zwischen den Anhängern von Freiheit einerseits und Freunden der Diktatur andererseits, so dass das Land zumindest gespalten ist.

Eine Weltordnung der Unfreiheit

Das mag alles völlig übertrieben und unlogisch klingen. Fakt ist jedoch, dass China, Russland, islamistische Regime und autoritäre Kräfte aller Art genau an so einer Weltordnung arbeiten. Eine Weltordnung der Unfreiheit. Sie selbst nennen sie „multipolare Welt“. Gemeint ist aber eine unfreie Welt. Eine Welt, in der Nationalismus, Religion, Führerkult, Regimetreue und Angst wichtiger sind, als Freiheit. Wenn die freie Welt nicht aufpasst, wird sie sich selbst zerlegen, selbst abschaffen und dann durch Diktaturen unterworfen.

Freiheit bewahren als Ziel, starke Wirtschaft und starkes Militär als Weg zum Ziel

Damit das nicht passiert, plädiere ich dafür, als freie und demokratische Gesellschaften all das zu tun, was die Regierungen Chinas schon lange tun: Klare Visionen zu formulieren und strategisch an deren Verwirklichung zu arbeiten. Politisch. Wirtschaftlich. Militärisch. Gesellschaftlich. Das oberste Ziel sollte sein: Freiheit zu bewahren. Unverzichtbare Grundbedingungen dafür sind neben dem ABC von Freiheit und Demokratie wirtschaftliche und militärische Stärke. Alle weiteren Zutaten dafür, freie Gesellschaften als freie Gesellschaften zu bewahren, habe ich mit der Zivilisations-Formel in meinem Buch Nie wieder schwach beschrieben. In jedem Fall müssen nicht nur Bedrohungen von innen, sondern auch jene von außen anerkannt werden.

Strategisch und langfristig planen

Wer meint, wir könnten zum Schutz von Freiheit und Demokratie auf eine starke Wirtschaft und ein starkes Militär verzichten und ebenso die Kooperation mit unseren NATO-Partnern, allen voran den USA, schleifen lassen, irrt sich meiner Meinung nach fundamental. Irren ist menschlich. Aber teuer, wenn es um die freie Welt geht. Das Mantra für die Zukunft heißt meines Erachtens: Aufrüstung, Abschreckung, Selbststärkung, Zusammenarbeit und Grenzen setzen. Und vor allem: Strategisch und langfristig planen. Auf diese Weise erhält die freie Welt den Raum der Freiheit. Das ist wichtig, denn niemand anderes hat die Absicht und die Kapazität, dies zu tun.

Beitragsbild: © Arne Kruse


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