Wir sind Reisende

Sonnenuntergang am Rhein
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Eine Reise namens menschliche Existenz

Auf einmal war ich hier. Zunächst war ich ein Baby, dann ein Junge, dann ein Jugendlicher, dann ein junger Erwachsener, nun ein Erwachsener Ü40. Ohne etwas dafür tun zu müssen, bekam ich neben meinem Körper noch einen Namen, einen Pass und Eltern. Es ist klar, wohin die Reise geht: Im besten Fall werde ich älter als der Durchschnitt und bleibe klar in der Birne. Oder die Lichter gehen schon vorher aus. Sicher ist: Ich befinde mich auf einer Reise. Sie begann als Baby und endet am Tag x mit meinem Tod. Solange ich gesund bin und alles funktioniert, kann ich etwas tun. Die große Frage, die sich allen Menschen nun stellt, lautet: „Was soll ich tun?“

Von oben betrachtet

Dieses Schicksal teile ich mit jedem anderen Menschen. Von oben betrachtet sind wir alle Reisende. Unsere Körper, Namen und Umgebungen unterscheiden sich. Auch unsere Einstellungen, Wünsche und unsere Handlungen unterscheiden sich. Von ganz weit oben betrachtet – z.B. vom Mond aus oder von einem anderen Sonnensystem her gesehen – erscheint unsere Existenz ziemlich bedeutungslos. So, wie eine Ameise dem Wald nichts anhaben kann, so kann auch der Mensch dem Universum nichts anhaben. Der Wald bleibt Wald und das Universum bleibt Universum. Ob wir nun „Juchee“ oder „Aua“ schreien oder uns gegenseitig die Köpfe einschlagen, ist aus dieser Perspektive belanglos.

Alles erscheint logisch und lösbar – von oben betrachtet

Von oben betrachtet, aus einer Metaperspektive, fallen einem schnell Lösungen für alle möglichen menschlichen Dramen und Herausforderungen ein. „Wenn wir dies und jenes tun und lassen würden, dann könnten wir jenes und solches erreichen“. „Wenn alle an einem Strang ziehen würden, dann könnte es mit dem Klimaschutz/Frieden/Wohlstand/Glück klappen“. „Das ist doch logisch!“. Wer kennt solche Gedanken nicht?

Unten regiert die Unvernunft

Die Sache ist nur: Wir befinden uns nicht auf einer Wolke, die über der Welt schwebt, sondern in unserem Körper. Wir leben als Menschen in einem ganz bestimmten gesellschafts-politischen und sozialen Setting. Jeder Mensch hat zudem eigene Überzeugungen, Neigungen, Gefühls- und Gedankenwelten sowie Wahrnehmungsfilter, die sein Erleben bestimmen. Stichwort: Irrationalität. Das bedeutet: Das, was von oben einfach aussieht, kann hier unten ziemlich schwierig oder gar unmöglich sein. Denn es reicht nicht, wenn nur einer oder eine bestimmte Anzahl von Menschen gute Ideen hat. Es sind immer noch alle anderen Menschen ebenso hier. Sie haben Emotionen, Vorurteile, Ängste und Erwartungen.

Was sollen wir also tun?

Das muss jeder für sich selbst herausfinden und beantworten. Mir tut es gut, meine Existenz zu hinterfragen und mir Gedanken darüber zu machen, was ich während meiner Reise tun und lieber lassen will. Dieses Leben ist gewissermaßen ein lebenslanges Life-Experiment. Wir selbst sind die Laborratten – mit Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum. All die Fehler, die wir machen, sind somit auch keine Fehler, sondern nur Erfahrungen. Wir können aus ihnen lernen. Am Ende machen wir hier eine Reise. Sie hat einen Anfang und ein Ende. Wir wissen in der Regel nicht, was vorher war oder hinterher sein wird. Wir wissen aber, dass es eine Reise mit begrenzter Reisedauer ist. Und das kann uns enorm helfen.

Ich wünsche allen viel Spaß dabei, die eigene Lebensreise gut zu meistern.

Beitragsbild: © Arne Kruse


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