Eine boomende Branche
Die Branche der Persönlichkeitsentwicklung boomt. „Verwirkliche Dich selbst“, „finde Deine Lebensaufgabe“, „erreiche Deine Ziele“, „lebe Deinen Traum“ und „entfalte Dein Potential“ lauten die Botschaften von Motivationstrainern, Coaches und Influencern aller Art. Es gibt eine riesige Nachfrage nach Sinn, Glück und Gemeinschaft. Früher wurde diese Nachfrage vor allem durch Religionsgemeinschaften und in dunklen Phasen auch durch politische Massenbewegungen befriedigt.
Für jedes Problem eine Lösung
Heute gibt es im Buchhandel ganze Wände voll mit Lebenshilfe-, Ratgeber- und Inspirationsliteratur. Auf Youtube und in Social Media findet sich für jedes Problem eine Lösung. Ich finde das fantastisch. Es spielt keine Rolle, dass auch Murks dazwischen ist. Nicht jedem gefällt jede Nase. Je mehr unterschiedliche Typen ihre Tipps und Infos teilen, desto größer ist die Wahrscheinlicht, dass für jeden was dabei ist. „Düt und datt, för jeden watt“ sagt man in Schleswig-Holstein dazu.
Was ist mit Politik?
Es scheint jedoch so, dass Menschen, die sich mit persönlicher Weiterentwicklung beschäftigen, einen Bogen um Politik machen. Politisch aktive Menschen hingegen scheinen persönliche Weiterentwicklung eher zu meiden. Sie trainieren wohl öfter rhetorische Fähigkeiten und Egoaufbau statt emotionaler Intelligenz.
Persönlichkeitsentwicklung und Politik gehören zusammen
Ich denke jedoch, dass beides zusammengehört. Die Freiheit zur persönlichen Entwicklung wurde und wird politisch erkämpft und bewahrt. Das gilt genauso für die Freiheit in Wirtschaft, Kunst und Kultur und Medien. Politik im Sinne von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten ist wiederum um so erfolgreicher, je mehr ihre Protagonisten in ihre persönliche Weiterentwicklung investieren. Weniger Ego, mehr Empathie und weisere und zugleich ausgleichendere Ansätze könnten meiner Erachtens mehr für den Erfolg von demokratisch-liberalen Werten bewirken, als energiezehrendes Anti-Gebaren.
Ich wünsche allen viel Spaß dabei, politische Freiheit wertzuschätzen und zugleich an sich zu arbeiten.
Beitragsbild: © Arne Kruse